Die dritte Frage

Wichtig ist vor allem die dritte Frage:

Könnten Sie sich erlauben, dieses Gefühl willkommen zu heißen?

„Loslassen“ ist in Mode gekommen, Menschen lassen heutzutage alles Mögliche los.

In jedem bunten Blatt finden sich Artikel zu diesem Thema:

Lassen Sie los, einfach los! Loslassen tut gut!

Nun ist es aber so, dass Loslassen ein Festhalten voraussetzt.

Ohne Festhalten kein Loslassen.

Das ist der Grund, warum die dritte Frage die wichtigste ist.

Wenn ein Kind Ihnen weinend in die Arme läuft, weil es sich das Knie aufgeschlagen hat, dann können Sie nicht einfach sagen:

Halb so schlimm. Das ist gleich wieder vorbei. Kein Grund zu weinen.

Da müssen Sie das Kind und gemeinsam mit dem Kind den Schmerz in den Arm nehmen und ihn willkommen heißen.

(Da reichen oft schon wenige Sekunden.)

Um ihn dann erst loszulassen.

Erst festhalten, dann loslassen.

Ich erlaube dir zu bleiben. Und ich erlaube dir zu gehen.

(Beobachten Sie einmal auf einem Kinderspielplatz die Mütter und Väter, wie sie es machen. Und die Reaktion der Kinder.)

Und beobachten Sie einmal und fragen Sie sich, wie Sie auf Ihre eigenen Gefühle reagieren.

Heißen Sie sie willkommen?

Um sie dann, und erst dann, loszulassen?

Fällt es Ihnen leicht, Gefühle loszulassen?

Oder scheinen manche Ihrer Gefühle partout nicht gehen zu wollen, weil Sie sich nicht die Zeit nehmen, sie willkommen zu heißen?

(Da reichen oft schon wenige Sekunden. Und mehr als neunzig Sekunden müssen es nicht sein.)

Gefühle wollen gefühlt werden.

Dann gehen sie von selbst.

Vorbei.